Von der Holzschleiferei zum E-Werk
Wenn man von Aspang kommend nach Mariensee fährt, folgt man dem Lauf des Pöstlingbaches.
Nach ca. 6 km stehen am rechten Bachufer zwei große, heute verlassene Gebäude.
Das sind das ehemalige Wohnhaus Martinschleife und die Holzschleiferei. Was heute verlassen und trostlos wirkt, war bis in die 70er Jahre ein florierendes Geschäft. Die Fabrik war Teil der Mitgift von Dorothea Hamburger, die 1901 Hermann Schenker heiratete. In der Holzschleiferei wurde aus Holz durch Zermahlen Zellstoff erzeugt und dieser in große Pappe-Platten gepreßt. Die Pappe wurde an Papierfabriken verkauft. In der Martinschleife arbeiteten bis zu 80 Männer im Dreischicht-Betrieb, die mit ihren Familien im eigens errichteten Wohnhaus lebten. Die riesigen Mahlsteine wurden mittels Wasserkraft betrieben, daher die Lage direkt am Bach.
In den 70er Jahren wurde die Fabrik schließlich unrentabel, die Maschinen waren veraltet, eine Modernisierung in Konkurrenz zu den großen Papierfabriken aussichtslos.
Die ehemalige Holzschleiferei selbst beherbergt seit 1971 ein Wasserkraftwerk. Der erzeugte Strom wird in das Netz der EVN eingespeist und bedeutet für den Forstbetrieb ein Holzpreis-unabhängiges Einkommen.
In den Jahren 2017 und 2018 erfolgte die Kompletterneuerung der Wasserkraftwerke Martinschleife und Mariensee. Zusammen erzeugen diese beiden Turbinen pro Jahr rund 3 Mio. Kilowattstunden. Die beiden neuen Wehranlagen werden nun auch den aktuellen ökologischen Anforderungen durch Fischleitern und kontinuierliche Restwasserabgabe mehr als gerecht.